Aktives Zuhören. Oder: Über die Kunst, stabile Beziehungen im Gespräch zu entwickeln

Hast Du manchmal das Gefühl, dass Dir nicht wirklich zugehört wird? Oder erwischst Du Dich dabei, dass Du in einem Gespräch abschaltest und darüber nachdenkst, was Du als Nächstes sagen wirst, anstatt Dich aktiv auf die Person einzulassen, die spricht? Wenn ja: Willkommen im Club.

Viele von uns tun sich schwer mit der Kunst des aktiven Zuhörens, bei der es darum geht, unserem Gegenüber unsere volle Aufmerksamkeit zu schenken und ihre bzw. seine Perspektive wirklich zu verstehen. Aber warum ist aktives Zuhören so wichtig?

Durch aktives Zuhören kannst Du stärkere Beziehungen aufbauen, Missverständnisse vermeiden und sogar Deine Problemlösungsfähigkeiten verbessern. In diesem Artikel erkunden wir die Kunst des aktiven Zuhörens. Vielleicht entdeckst Du hier Wege, um Deine Zuhörfähigkeiten zu entwickeln und nonverbale Signale besser zu setzten.

Aktives Zuhören bedeutet, dass Du im Gespräch präsent und engagiert bist und nicht nur die gesprochenen Worte hörst. Durch aktives Zuhören kannst Du ein klareres Verständnis für das Gesagte gewinnen, was zu stärkeren Beziehungen und einer effektiveren Kommunikation führen kann.

Auf diese Weise kannst Du Vertrauen zu Deinen Gesprächspartnern aufbauen und einen sicheren Raum schaffen, in dem auch sehr persönliche Gedanken und Gefühle Platz finden. Gespräche gewinnen so an Qualität. Infolgedessen kann es auch gelingen, Missverständnisse und Konflikte zu vermeiden.

Um eine aktive Zuhörerin bzw. ein aktiver Zuhörer zu werden, gibt es mehrere Techniken, die Du anwenden kannst:

Erstens: Nimm Augenkontakt mit Deinem Gegenüber auf und schenke ihm bzw. ihr Deine volle Aufmerksamkeit. Vermeide Ablenkungen. Versuchst Du etwa die Zeit Deines Zuhörens dafür zu nutzen, um Dein Mobiltelefon möglichst intensiv zu überwachen, ist das ein sehr sicherer Weg, Deine Gesprächspartnerin bzw. Deinen Gesprächspartner zu verlieren. Und auch das ist eine häufige, wenn auch nicht immer freiwillig gewählte Ablenkungsquelle: Deine Gedanken wandern weg von dem, was Dein Gegenüber gerade sagt, hin zu dem, was Du als Nächstes sagen willst. Im Einzelfall ist das hoch verständlich, als Regel allerdings kontraproduktiv.

Zweitens: Stelle offene Fragen, um die Rednerin bzw. den Redner zu ermutigen, Gedanken und Gefühle zu erläutern. Schließlich reflektiere, was sie oder er gesagt hat, um sicherzustellen, dass Du die wichtigsten Botschaften richtig (und das heißt hier immer: im Sinne Deines Gegenübers) verstanden hast.

Denke daran, dass es beim aktiven Zuhören nicht nur darum geht, zu hören, was jemand sagt, sondern auch darum, seine Botschaft inhaltlich nachzuvollziehen und schließlich Deinem Gegenüber deutlich zu zeigen, dass bzw. was Du verstanden hast.

Warum ist aktives Zuhören so schwer?

Wenn Du es schon einmal versucht hast, wirst Du es wissen: Aktives Zuhören kann harte Arbeit sein. Das liegt vor allem daran, dass aktives Zuhören hohe Konzentrationsleistungen von Dir abverlangt. Konzentration aber ist ein scheues Reh, dass bei den ersten Anzeichen von Störungen, kommen sie nun von außen (z.B. Geräusche oder andere Personen) oder von innen (z.B. Tagträume oder eigene Vorannahmen) sofort wieder verschwindet. 

Um die Konzentration möglich lang aufrechterhalten zu können, ist es wichtig diese Störfaktoren möglichst gut zu kennen. Nur so können wir uns auf sie optimal Vorbereiten und sie effizient eindämmen. Unser Ziel ist es im Hier und Jetzt der Rede unseres Gegenübers zu bleiben. Weder wollen wir dem Gesagten zu lange nachhängen noch zu dem noch nicht Gesagten gedanklich vorauseilen. Das verlangt Disziplin und etwas, das heute gerne mit dem Namen „Achtsamkeit“ bezeichnet wird.

Achtsamkeit ist die Übung, sich auf den Moment einzulassen. Bei einem Gespräch ist es wichtig, ganz präsent zu sein und wahrzunehmen, was die andere Person sagt. Das bedeutet, dass Du ihr Deine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkst und aktiv zuhörst, was sie sagt. Vermeide es, Deinen Gesprächspartner zu unterbrechen oder Deine Antwort zu planen, während er spricht. Konzentriere Dich stattdessen darauf, die Perspektive der anderen Person zu verstehen und Dich in ihre Gefühle einzufühlen.

Ablenkungen zu erkennen und Achtsamkeit zu üben kann Dir helfen, ein aktiverer Zuhörer zu werden. Auf diese Weise kannst Du stärkere Beziehungen aufbauen und die Kommunikation mit Deinen Mitmenschen verbessern.

Denke daran, dass es beim aktiven Zuhören nicht nur darum geht, den gesprochenen Worten zu zuhören, sondern auch darum, der Sprecherin bzw. dem Sprecher deutlich zu machen, dass Du tatsächlich zuhörst. Mit anderen Worten: Zuhören ist nicht nur hören, sondern auch reden! Wenn Du also das nächste Mal Schwierigkeiten hast, aktiv zuzuhören, nimm Dir einen Moment Zeit, um alle Ablenkungen zu erkennen, und übe Dich in Achtsamkeit, um aktiv am Gespräch beteiligt zu bleiben.

Aktives Zuhören braucht Training

Hier sind einige Tipps, die Dir helfen können, ein besserer Zuhörer bzw. eine bessere Zuhörerin zu werden:

  • Achte auf die Körpersprache und den Tonfall des Sprechers.
  • Vermeide es, den Gesprächspartner bzw. die Gesprächspartnerin zu unterbrechen und warte, bis er bzw. sie seine bzw. ihre Gedanken zu Ende gebracht hat, bevor Du antwortest.
  • Verwende Techniken des aktiven Zuhörens wie Umformulierungen und Zusammenfassungen, um zu zeigen, dass Du verstehst, was der Redner sagt.
  • Übe Dich in Achtsamkeit, indem Du Deine Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment richtest und Dich von Ablenkungen befreist.

Wenn Du diese Übungstechniken in Deine tägliche Routine einbaust, kannst Du Deine Zuhörfähigkeiten entwickeln und ein effektiverer Kommunikator werden.

Nonverbale Signale nutzen

Du kannst Deine Zuhörfähigkeiten verbessern, indem Du auf nonverbale Signale wie Körpersprache und Tonfall achtest. Wenn der Redner beispielsweise die Arme verschränkt, kann dies darauf hindeuten, dass er abwehrend oder verschlossen ist. Wenn er sich dagegen nach vorne lehnt, kann das darauf hindeuten, dass er interessiert und am Gespräch beteiligt ist.

Ein weiterer nonverbaler Hinweis, auf den Du achten solltest, ist der Tonfall der Sprecherin bzw. des Sprechers. Der Tonfall kann die Emotionen und die Einstellung zum Thema verraten. Wenn der Tonfall z. B. wütend oder frustriert ist, kann dies darauf hindeuten, dass er sich über etwas aufregt. Ist der Tonfall dagegen ruhig und entspannt, kann dies darauf hindeuten, dass der Sprecher mit dem Thema zufrieden ist.

Aktives Zuhören am Arbeitsplatz

Ein Sprichwort sagt: “Wir haben zwei Ohren und einen Mund, damit wir doppelt so viel zuhören können, wie wir sprechen.” Das gilt auch für das Gespräch am Arbeitsplatz. Beherzige dabei die folgenden drei Schritte:

  1. Stelle Augenkontakt her: Zeige Deiner Gesprächspartnerin bzw. Deinem Gesprächspartner, dass Du voll und ganz anwesend bist und ihr bzw. ihm Deine Aufmerksamkeit schenkst. Dein Blickkontakt kann Respekt vermitteln und dabei helfen, Vertrauen aufzubauen.
  2. Stelle offene Fragen, keine Ja- oder Nein-Fragen. Denn offene Fragen ermutigen Dein Gegenüber mehr zu sagen. Dies zeigt, dass Du an ihren bzw. seinen Gedanken und Gefühlen interessiert bist, und kann zu einem sinnvolleren Gespräch führen.
  3. Gib wieder, was Du hörst: Paraphrasiere, was der Sprecher gesagt hat, um sicherzustellen, dass Du richtig verstanden hast. Das zeigt nicht nur, dass Du zuhörst, sondern hilft auch, eventuelle Missverständnisse zu klären.

Du kannst noch heute mit dem aktiven Zuhören beginnen und beobachten, wie sich die Qualität Deiner Beziehungen entwickelt.

Arne Klein

27.11.2023

Mein Name ist Arne Klein. Ich bin selbstständiger Coach, Supervisor und Organisationsentwickler. Ich unterstütze Personen, Teams und Organisationen bei der Gestaltung ihrer Veränderungsprozesse. Dabei stütze ich mich auf meine Erfahrungen als Führungskraft und auf die strengen Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Supervision und Coaching (DGSv). Kontakt

© 2023 Arne Klein

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